Kinderwunsch
Folsäure: Was ist das und welchen Nutzen hat sie?
Was ist Folsäure?
Folsäure, auch Vitamin B9 genannt, gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Die Begriffe «Folsäure» und «Folat» werden überdies häufig als Synonyme verwendet. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied:
- Als «Folat» wird das Vitamin in seiner natürlichen Form bezeichnet, in der es in Nahrungsmitteln vorkommt.
- «Folsäure» bezieht sich auf das synthetische Molekül, das chemisch hergestellt wurde und in Nahrungsergänzungsmitteln oder zur Anreicherung von Lebensmitteln verwendet wird. Angereichertes Mehl ist ein Beispiel, das in den letzten Jahren in vielen Ländern an Beliebtheit gewonnen hat.
Vitamin B9 ist ein unentbehrlicher Nährstoff für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen. Unser Körper produziert dieses Vitamin nicht selbst und kann es aufgrund seiner Wasserlöslichkeit auch nicht einlagern. Daher müssen wir es täglich mit der Nahrung aufnehmen. Vitamin B9 ist vor allem in grünem Blattgemüse enthalten, zum Beispiel in Spinat, Salat, Broccoli und Spargeln, aber auch in Orangen, Kiwis, Trockengemüse (vor allem in Erbsen), Getreide und Leber. Besondere Vorsicht sollte man bei der Zubereitung, beim Kochen und bei der Aufbewahrung dieser Lebensmittel walten lassen, da Vitamin B9 hitze-, licht-, luft- und säureempfindlich ist.
Der tägliche Vitamin-B9-Bedarf hängt vom Alter und vom Lebensabschnitt einer Person ab und verändert sich bei Frauen im gebärfähigen Alter, wenn sie schwanger werden wollen, schwanger sind oder stillen. Gesunde Erwachsene sollten täglich 400 Mikrogramm zu sich nehmen. Diese Dosis nimmt man normalerweise mit einer abwechslungsreichen, gesunden und ausgewogenen Ernährung gänzlich auf. Frauen mit Kinderwunsch oder am Beginn ihrer Schwangerschaft sollten ihre Folsäurezufuhr auf 600 Mikrogramm pro Tag erhöhen und diese Dosis während der gesamten Schwangerschaft täglich einnehmen. Da es schwierig ist, eine derart hohe Dosis rein über die Nahrung aufzunehmen, sollten sie zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Während der Stillzeit sinkt der Bedarf an Vitamin B9 im Vergleich zur Schwangerschaft leicht, nämlich auf etwa 500 Mikrogramm pro Tag. Der Bedarf bleibt aber trotzdem noch leicht erhöht, da das durch die Muttermilch verlorene Vitamin B9 ausgeglichen werden muss. Auch in anderen Ausnahmesituationen steigt der Bedarf an Folsäure bzw. ist ihre Aufnahme eingeschränkt, zum Beispiel während der Behandlung mit bestimmten Medikamenten, bei erhöhtem Alkoholkonsum oder bei gewissen Krankheiten oder genetischen Varietäten.
Prävention von Geburtsfehlern
Folsäure kann zur Vorbeugung von Geburtsfehlern verwendet werden, vor allem zur Prävention eines Neuralrohrdefekts. Das Neuralrohr ist eine frühembryonale Struktur und bildet die Grundlage des zentralen Nervensystems. Wenn sich diese Struktur in den ersten Schwangerschaftswochen nicht richtig schliesst, wird das Neugeborene an Spina bifida (unvollständige Schliessung des unteren Neuralrohrs, die zu einer neurologischen Beeinträchtigung, einer Knochenverformung und zu Problemen bei der Steuerung von Blasen- und Darmfunktion sowie zu Stoffwechselstörungen führen kann), an Anenzephalie (unvollständige Entwicklung oder fehlende Teile des Gehirns aufgrund einer unvollständigen Schliessung des oberen Neuralrohrs), oder an Enzephalozele leiden (Vorsprung eines Gehirnbereichs aufgrund einer fehlerhaften Schliessung der Schädeldecke). Ein Folsäuremangel in den ersten Schwangerschaftswochen kann also schwere Folgen haben.
Wirkmechanismus
Folat ist essenziell für unsere Gesundheit, da es einen Beitrag zu vielen physiologischen Prozessen leistet. Vitamin B9:
- Ist unentbehrlich für die DNA- und Protein-Synthese;
- Trägt zur normalen Zellteilung bei;
- Leistet während der Schwangerschaft einen Beitrag zum normalen Gewebewachstum bei der Mutter;
- Ist unentbehrlich für die Gewebebildung und -teilung, vor allem bei Embryos;
- Trägt zur normalen Blutbildung bei und ist unentbehrlich für die Synthese der roten Blutkörperchen;
- Unterstützt die normale Funktion des Immunsystems;
- Leistet einen Beitrag zur Senkung des Homocystein-Spiegels - Homocystein ist eine Aminosäure, die bei erhöhten Blutwerten das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verstärkt;
- Ist wichtig für eine gute Funktion des Nervensystems.
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